19. April 2021
Im Rahmen eines Pilotprojekts hat das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut im November 2020 den Klassenraum einer Berufsschule in Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis mit der neuartigen LiFi-Technologie ausgestattet. Die am Fraunhofer Institut entwickelte Technologie ermöglicht die drahtlose Datenübertragung per Licht. Die Installations- und Testphase, die mehrere Monate dauerte, ist jetzt abgeschlossen. Forscher der Abteilung „Photonische Netze und Systeme“ des Fraunhofer HHI haben die LiFi-Installation in der hessischen Berufsschule jetzt in Betrieb genommen. Hierdurch entsteht Deutschlands erster vernetzter LiFi Klassenraum.
Die LiFi-Technologie kann als Alternative oder Ergänzung zum weitverbreiteten WLAN eingesetzt werden. Um Daten mit hohen Geschwindigkeiten mobil zu übertragen, wird bei LiFi das optische Spektrum verwendet. Die Frequenz der generierten Lichtimpulse ist dabei so hoch, dass das menschliche Auge das Flackern des Lichts nicht wahrnehmen kann. Klassische Funknetzwerke werden durch LiFi entlastet. Zugleich ist der Schutz vor unbefugtem Zugriff sichergestellt, da die Kommunikation nur in einem räumlich begrenzten, mit LiFi ausgeleuchteten Bereich möglich ist.
Die Kommunikationszellen des LiFi-Systems sind teilweise mit mehreren optischen Frontends ausgestattet und auf diese Weise miteinander vernetzt. Dies sorgt für eine unterbrechungsfreie Kommunikation. Laptops und andere Endgeräte mit angeschlossenen USB-LiFi-Modulen können daher mobil im Klassenraum genutzt werden. Dabei erreicht das System Verbindungsgeschwindigkeiten von bis zu 500 Mbit/s.
Der erste vernetzte LiFi-Klassenraum Deutschlands wird nun intensiv von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern getestet, um wichtige Nutzererfahrungen zu sammeln, so dass das System weiter verbessert werden kann. In den kommenden Monaten sollen im kontinuierlichen Dialog zwischen den Forschenden und der Schule Erfahrungen ausgetauscht und weitere Ideen zur Einbindung des LiFi-Systems in den Schulalltag gesammelt werden. „Das Zustandekommen dieses Projektes ist maßgeblich der Unterstützung des Main-Kinzig-Kreises sowie dem Engagement der interessierten Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler zu verdanken,“ sagt Dr.-Ing. Dominic Schulz, Projektleiter am Fraunhofer HHI. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und die gemeinsame Entwicklung zusätzlicher Anwendungsfälle.“
Der Main-Kinzig-Kreis will mit diesem Pilotprojekt eine Vorreiterrolle bei der Evaluation von LiFi übernehmen, sich von den praktischen Vorteilen im Vergleich zu herkömmlichen Funklösungen überzeugen und somit bei der Digitalisierung der Schulen aktiv mitwirken. „Wir sind sehr froh, dass sich uns die Möglichkeit bietet, mit den Schülerinnen und Schülern ein zukunftsorientiertes System zu testen, welches sich gerade erst in der Markteinführungs-Phase befindet“, so der Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises Winfried Ottmann. Auch andere Berufsschulen haben bereits Interesse an der Installation von LiFi-Systemen angemeldet.