16. Juni 2020
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat den Leitfaden 5G-Campusnetze, eine wichtige Orientierungshilfe vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zur Frage eines eigenen 5G-Netzbetriebs, veröffentlicht. Der Leitfaden basiert auf Ergebnissen des Leuchtturmvorhabens „Industrial Communication for Factories“ (IC4F), ein BMWi-Projekt, an dem das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI als Konsortialführer mitwirkt.
Seit letztem November können Unternehmen die Nutzung nicht-öffentlicher 5G-Frequenzen beantragen. Deutschland gehört damit international zu den Vorreitern bei der privaten Nutzung von 5G und der Ermöglichung sogenannter Campusnetze. Thomas Jarzombek, Beauftragter des BMWi für die digitale Wirtschaft und Start-ups: „Leistungsfähige digitale Kommunikationsinfrastrukturen sind für den Betrieb, etwa von modernen Fabriken, überlebenswichtig. Neben Unabhängigkeit kann der eigene Betrieb solcher Infrastrukturen – sprich Campusnetze – neue, an spezifischen Erfordernissen ausgerichtete Lösungen ermöglichen und die digitale Souveränität von Unternehmen stärken. Auch kleineren Netzausrüstern bis hin zu Start-ups bieten sich erfolgversprechende Chancen bei der Erschließung des neuen Marktsegments der Campusnetze.“
Der neu veröffentlichte Leitfaden soll in diesem Rahmen insbesondere KMUs im produzierenden Gewerbe und der Logistikbranche beim Aufbau eigener 5G-Campusnetze unterstützen. Durch seine universelle Vorgehensweise kann er jedoch auf viele weitere Anwendungsbereiche übertragen werden. Er informiert über das Vorgehen beim Aufbau und Betrieb von 5G-Campusnetzen sowie über Anwendungsgebiete, Eigenschaften und Betreibermodelle von Campusnetzen. Er bietet eine Orientierungshilfe für Entscheidungsträger von Kommunikations-infrastrukturen in verschiedenen Geschäftsfelder. Die Autoren des Leitfadens sind ausgewiesene Experten der beteiligten Projektpartner und der vom BMWi beauftragten Begleitforschung zum Technologieprogramm.
Mit der Arbeit am Leuchtturmvorhaben IC4F konnte das Fraunhofer HHI als Konsortialführer entscheidend an den Ergebnissen mitwirken, welche die Grundlage für den Leitfaden bilden. Das Projekt IC4F befasst sich mit der Entwicklung einer Referenzarchitektur für industrielle Kommunikation einschließlich 5G mit dem Fokus auf IT-Sicherheit, Zuverlässigkeit, Echtzeitfähigkeit und Resilienz von industriellen Kommunikationsinfrastrukturen. Die wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung dieses Leitfadens wird zudem durch seine Ausrichtung auf Potenziale diverser Technologien in der Zukunft untermauert.
Professor Slawomir Stanczak, Projektkoordinator beim Fraunhofer HHI: „5G führt zu einem Umbruch in den Geschäftsmodellen der vertikalen Industrien. Dabei können insbesondere Campusnetze ganz neue Möglichkeiten zum Ausschöpfen der Potenziale von 5G-Technologien hinsichtlich Innovationen bei industriellen Anwendungen eröffnen. Mit IC4F ist es gelungen, wichtige Anforderungen neuer Anwendungsszenarien der produzierenden Industrie frühzeitig in die Definition und internationale Standardisierung von 5G-Systemen einzubringen. Neue technologische Entwicklungen wie beispielsweise Maschinelles Lernen und software-basierte, virtualisierte Netzarchitekturen sowie der Trend zu offenen Schnittstellen erweitern die Leistungsfähigkeit von 5G-Campusnetzen und machen sie zukunftssicher. Zum Kern der Arbeiten des Fraunhofer HHI gehört die Bereitstellung künftiger Netz- und Funktechnologien für die unterschiedlichen Anwendungsdomänen.“