1943-1945
Das Institutsgebäude des Heinrich-Hertz-Instituts in der Franklinstraße erlitt während der Kriegsjahre etliche Schäden durch Bombeneinschläge. Sie konnten zunächst soweit behoben werden, dass das Institut noch arbeitsfähig blieb. Ab August 1943 nahmen die Luftangriffe allerdings zu. Daher wurde beschlossen, Teile des Instituts in weniger gefährdete Regionen zu verlagern. Das HHI ging notgedrungen auf Reisen.
Nach Aussagen von Prof. Heinz Jungfer (seit 1942 an der Technischen Hochschule Berlin mit Nebentätigkeit am HHI) erfolgte die Versendung der eingepackten Teile der Abteilungen I bis III im Jahr 1943 vor allem auf dem Wasserweg. Da der Landwehrkanal direkt am Institutsgebäude in der Franklinstraße vorbeiführte, konnten die Lasten auf Schiffe geladen und bis zu einem Anlegeplatz an der Oder, nahe der Stadt Königsberg in der Neumark (heute Polen) gebracht werden. Der Hauptteil der Geräte aus der Abteilung IV (Mechanische Schwingungstechnik) wurde etwas später nach Schwerin in Mecklenburg geschickt.
Es sollten noch etliche weitere Verlagerungen an Ausweichorte folgen, meist per Bahn. Allerdings war es schwierig, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Mal handelte es sich um einen Flugplatz, mal um ein Gutshaus oder eine alte Fabrik. Es kam auch vor, dass zuvor ausgesuchte Standorte wegen Bombenschäden ausfielen. Auch erreichten nicht alle Sendungen ihr Ziel, vieles blieb sogar verschollen.
Manchmal wurden Ausweichorte wieder geräumt, weil sich inzwischen auch dort eine erhöhte Gefährdungslage ergeben hatte, so z.B. in Caputh bei Potsdam. Das dorthin im Sommer ausgelagerte Inventar sollte Anfang 1945 nach Pelzerhaken bei Neustadt in Schleswig-Holstein gebracht werden. Einzelheiten dazu beschrieb der daran beteiligte, ehemalige Mitarbeiter Helmut Senger in einem Zeitzeugenbericht so:
„Für den Umzug nach Pelzerhaken wurde alles Inventar, betrieblich und privat, in Güterwaggons verladen, die auf dem Caputher Bahnhof abgestellt waren und nach Neustadt überführt werden sollten. Als nach einiger Zeit keine Meldung von der Ankunft das Institut erreichte, schickte Prof. Meyer Herrn Haberland und mich auf die Bahnstrecke in Richtung Berlin, um die Waggons ausfindig zu machen. Es wurden von Neustadt bis Caputh alle an der Bahnlinie liegenden größeren Bahnhöfe nach den Waggons abgesucht. Die Suche war vergebens. In Caputh angekommen, standen die Waggons noch verschlossen auf dem Abstellgleis. Nach Rücksprache mit der zuständigen Dienststelle am Bahnhof Potsdam wurde uns mitgeteilt, dass wegen der Frontlage keine Möglichkeit mehr bestand, die Waggons zu befördern.“
Es ist nicht bekannt, ob später geklärt werden konnte, was aus den Waggons geworden ist.