Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI beteiligt sich an dem von der Europäischen Union geförderten Horizon 2020 Projekt VisIoN (Visible light based Interoperability and Networking), einem Forschungsausbildungs- und Doktorandenprogramm, das von hochrangigen Universitäten, Forschungseinrichtungen und industriellen Forschungspartnern aus sieben Ländern durchgeführt wird. Das Projekt zielt darauf ab, eine neue Generation von Nachwuchsforschenden (Early-Stage Researchers, ESRs) auf dem aufstrebenden Gebiet der optischen Drahtloskommunikation (Visible-Light Communication, VLC), auch LiFi genannt, auszubilden. Im Rahmen des Projekts hat das Forschungsteam der Abteilung Photonische Netze und Systeme am Fraunhofer HHI eine Vorreiterrolle übernommen und LiFi erstmals in der Intensivmedizin getestet.
Moderne Krankenhäuser und Operationssäle sind auf eine Vielzahl intelligenter, vernetzter – und, soweit wie möglich, kabelloser – Geräte angewiesen. Bei der Vernetzung medizinischer Geräte mit WiFi könnten jedoch Störungen und Verbindungsverluste z. B. aus benachbarten Räumen auftreten. Ebenso könnten empfindliche medizinische Messgeräte durch Funk beeinträchtigt werden. Die kabellose Datenübertragung mittels LiFi erfolgt hingegen über moduliertes LED-Licht. Somit können identische LiFi-Systeme in benachbarten Räumen ungestört Daten übertragen. Außerdem gibt es keine Beeinflussung durch elektromagnetische Störungen, weshalb LiFi eine optimale Ergänzung zu WiFi oder 5G im kritischen Bereich der Intensivmedizin darstellt, insbesondere in OP-Sälen, wo höchste Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit gestellt werden.
In einer experimentellen Studie konnte ein Forschungsteam des Fraunhofer HHI in Kooperation mit der Tschechischen Technischen Universität (Czech Technical University, CTU) in Prag diese Überlegungen belegen: Sie richteten in einem neurochirurgischen Operationssaal der Universitätsklinik Motol in Prag ein Netzwerk mit mehreren LiFi-Sendern und -Empfängern ein und testeten verschiedene multiple-input multiple-output (MIMO)-Techniken. In einer Reihe von Tests gelang es mit dem LiFi-System, Daten schnell und ohne Signalverlust, mit Datenraten von bis zu 600 Mbit/s zu übertragen, was mehr ist als mit heutigen WiFi- und Mobilfunknetzen.
Die neuen vielversprechenden Resultate wurden auf der führenden Branchenkonferenz Optical Networking and Communication Conference & Exhibition OFC 2020 in San Diego vorgestellt und vom IEEE Spectrum Magazin für einen Feature Artikel ausgewählt. In der neuesten Ausgabe von IEEE Spectrum erläutern die Fraunhofer HHI-Forscher Sreelal Maravanchery Mana und Dominic Schulz ausgehend von diesen Ergebnissen das Potenzial von LiFi im medizinischen Kontext. Lesen Sie den Artikel „Li-Fi Scrubs Into the Operating Room ”, um mehr über das Experiment des Forscherteams zu erfahren.
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Über VisIoN
VisIoN soll eine neue Generation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im aufstrebenden Gebiet der optischen Drahtloskommunikation (LiFi) ausbilden und wesentliche Beiträge zum grundlegenden wissenschaftlichen Verständnis und technischen Know-How leisten. Das Fraunhofer HHI betreut in VisIoN zwei Doktoranden, die an der Modellierung des analogen VLC-Frontends, Kanalmessungen und Modellierung mittels Hochleistungs-LED und Weitwinkel-Empfängern, verteilten MIMO Ansätzen für die gleichzeitige optische Datenübertragung und Navigation arbeiten. So soll die LiFi Technologie weiter optimiert und ihre spezifischen Vorteile in neuen Anwendungsfeldern in der Industrie und im medizinischen Bereich herausgearbeitet werden.
Das Fraunhofer HHI leitet darüber hinaus das Arbeitspaket „WP4” für industrielle und medizinische Anwendungen und betreut sechs Gaststudierende von fünf anderen VisIoN-Partnern: Instituto de Telecomunicaçoes (Portugal), Ozyegin Universitesi (Türkei), OSRAM GmbH (Deutschland), Ford Otomotiv Sanayi Anonim Sirketi (Türkei) und Ecole Centrale de Marseille (Frankreich). An VisIoN sind außerdem beteiligt: Northumbria University (Großbritannien), Universidad de las Palmas de Gran Canaria (Spanien), Ceske Vysoke Uceni Technicke v Praze (Tschechien) und Oledcomm SAS (Frankreich).